Liebe Schülerinnen und Schüler! Lieber Siegfried!

 

Wir kommen nicht oft hier in der Aula zusammen. Da muss schon etwas Besonderes passieren.

Ach ja, heute ist ja Valentinstag. Da kommen wir immer zusammen, oder?

 

Wie konnte ich das vergessen! Ihr seid sicher alle da wegen der Zeugnisse!

 

Ach ja, das ist auch noch heute: der letzte Arbeitstag für unseren Rektor Schneider. Der letzte Tag in einem über 40 Jahre dauernden Arbeitsleben. Über 40 Jahre in die Schule gehen: Das ist für einige meiner Schüler der absolute Alptraum, ihnen werden schon die neuen Jahre viel zu lange. Und dann noch über viermal so lang? Das ist ja kaum zum Aushalten.

Dafür hat er aber auch Geld bekommen, und wir kriegen nichts. Das ist sicher richtig: aber dafür hat er auch viel, viel härter gearbeitet als sich Schüler so träumen lassen.

Was hat er nicht alles in diesen 40 Jahren geleistet:

Zuerst hat es ihn aus dem lieblichen Eichstätt hierher ins Frankenland verschlagen, wo man ganz anders spricht und wo man meist nicht so gut zu leben versteht. Für ihn, der Speisen genießt, keine einfache Sache. Und dann waren in seinem Zimmer über dem jetzigen Museum auch noch Mäuse. Fast wie bei Wolfram von Eschenbach.

Kaum hier angekommen musste er auch schon wieder weiter, aber nicht weit, Gott sei Dank; denn in Eschenbach hatte er eine junge Frau kennen gelernt, die er ja nicht mehr verlieren wollte und später auch heiratete.

So kam er nach einigen Jahren in der Nachbarschaft wieder zurück nach Wolframs-Eschenbach, genauer in die Schule nach Mitteleschenbach. Dort habe ich ihn dann erstmals getroffen, und seitdem haben wir gemeinsam für diese Schule gearbeitet.

 

Schon beim Bau der ersten neuen Schule hier hat er wesentlich mitgearbeitet, auch wenn er damals nur ein einfacher Lehrer war. Später wurde er Konrektor, plante die Erweiterung der Schule und der Turnhalle mit. Schließlich wurde er noch Rektor – einer der jüngsten im weiten Umkreis. Dass die Schule heute so ausschaut, ist ganz wesentlich mit sein Verdienst.

Aber nicht nur die äußere Gestalt unserer Schule lag ihm am Herzen. Stets war er bemüht für euch Schüler (und uns Lehrer) die besten Bedingungen zum Lernen und Lehren zu schaffen. So wurden stets neue Geräte angeschafft, vor allem für sein Lieblingsfach Physik/Chemie, aber auch für seine späte Leidenschaft: die Computerei. Die half ihm dann auch dabei, an einem Buch über die Geschichte unserer Schule in Wolframs-Eschenbach zu schreiben.

 

Was ich am meisten an ihm bewundert habe, war, dass ihr bei ihm stets ein offenes Ohr gefunden habt. Er war nie barsch oder unduldsam. Und wenn er sich einmal über den einen oder anderen Schüler ärgern musste, dann war das aber nach kurzer Zeit wieder vergessen. Mit seltener Geduld kümmerte er sich um Schüler, die einfach nicht begreifen wollten, was man von ihnen erwartet.

 

Ich habe nun schon etliche Abschlussklassen gehabt, und oft habe ich Schüler sagen hören: „Nach der Schule verbrenne ich meine Hefte!“ Die Bücher verschonten sie, weil sie ja der Schule gehören. Daran musste ich denken, als mir Herr Schneider in einem Gespräch in den letzten Tagen sagte, dass er seine Schulbücher zwar nicht wegschmeißen, aber der Schule zur Verfügung stellen will. Darüber freuen wir Lehrer uns recht herzlich. Aber was ist ein Haus ohne Bücher? Aus Dankbarkeit und damit seine Bücherregale nicht ganz leer sind und er die Schule nicht ganz vergisst, wollen wir ihm ein Buch schenken. Es heißt „Tausend Jahre Schule“ und lädt ein zum Blättern, Schauen und Lesen. Dadurch wird ihm der Abschied von der Schule nicht so schwer fallen.

 

[Übergabe Buch]

 

Wenn ihr eurem Rektor auch ein Geschenk machen wollt, braucht ihr, glaube ich, nur zwei Dinge machen:

 

  • Lernt fleißig, dass alle erfahren, wie gut unsere Schule ist            und
  • Behaltet euren Rektor Schneider in guter Erinnerung.

 

Ihr bekommt heute euere Zwischenzeugnisse. Sie sind hoffentlich gut ausgefallen. Es sind die letzten Zeugnisse, die Herr Schneider unterschrieben hat. Ich glaube, dass auch er selbst heute ein gutes Zeugnis bekommt, wenn auch nicht schriftlich. Zeigt ihm dies, indem ihr ein dreifaches Hoch auf Herrn Schneider ausruft:

Herr Schneider, er lebe  hoch – hoch – hoch!

 

Was wir ihm für seinen Ruhestand wünschen, erfahrt ihr auch in den folgenden Liedern und Gedichten.

                                  

 


© Copyright by: VS Wolframs-Eschenbach (Thomas Rott)
Februar 2003