Lesung "Franzl - keiner weiß wohin"

Am Donnerstag, 2. April, hatte die Volksschule Wolframs-Eschenbach Besuch zweier eindrucksvoller Persönlichkeiten, die den Schülern der Hauptschule (Klassen 7 bis 9) Einblick in einen schrecklichen Abschnitt unserer Geschichte gewähren wollten. Zu einer Lesung waren angereist der Autor Willi Weglehner, der eine Woche vorher mit dem Elisabeth-Engelhardt-Literaturpreis des Landkreises Roth ausgezeichnet worden war, und der Sinto Franz Rosenbach, geboren 1927, dessen Schicksal Weglehner in seinem Doku-Roman „Franzl – keiner weiß wohin“ verarbeitet hatte. Zustande gekommen war die Lesung durch Vermittlung von Konrektor W. Jung, der mit Weglehner lange Jahre im damaligen Pfarrwaisenhaus Windsbach lebte und lernte und im Windsbacher Knabenchor sang.

Rektor Dr. Hruschka begrüßte die beiden Vortragenden und drückte seine Hoffnung aus, dass die Schüler einen bleibenden Eindruck von diesem Tag mit nach Hause nehmen würden. Und dann begann auch schon Weglehner eine Passage aus dem Roman zu lesen, und zwar wie Franz (im Buch mit dem Familiennamen Weiß) mit seiner Mutter und den Geschwistern in der österreichischen Heimat von den Nazis abgeholt wurde.

Hier sprang nun Franz Rosenbach ein und erzählte frei, wie die Familie schließlich nach Birkenau, dem Auschwitz zugeordneten Zigeunerlager, verfrachtet wurde, wo sie auseinandergerissen wurden. Die ohne großes Pathos vorgetragenen Erlebnisse trafen die Schüler so ins Herz, dass sie in großer Stille und Aufmerksamkeit bei der Sache blieben. Ein Übriges tat hier auch die vorbildliche Vortragsweise Weglehners, der mit leiser, aber deutlicher Stimme auch die inneren Vorgänge in dem geschlagenen Mann herüberbrachte.

Die Schüler konnten dann den Leidensweg Rosenbachs mitverfolgen, der von Birkenau über Buchenwald, Dora und Harzhausen bis fast nach Hamburg führte, wo sich der Gefangenentransport aufgrund des Kriegsendes auflöste und Franz Rosenbach einem schrecklichen Ende entkam.

Auch für die Lehrer Ina Obermeyer, Bernd Meier und Wilfried Jung war es kaum zu glauben, dass damit Rosenbachs Leidensweg aber noch nicht zu Ende war. Nach langem Kampf erhielt er schließlich 1991, also 36 Jahre nach Kriegsende, einen deutschen Pass für sich und seine Familie – allerdings nur gegen Bezahlung. Darüber kam Franz Rosenbach bis heute nicht hinweg.

Dr. Hruschka bedankte sich am Ende der Veranstaltung ganz herzlich bei den Vortragenden und war sich sicher, dass die Schule eine Sternstunde erlebt hat. Und er regte an, dass die beiden wieder einmal an die Schule kämen, um auch den kommenden Schülerjahrgängen den so nötigen Einblick zu gewähren. Willi Weglehner appellierte an die Schülerinnen und Schüler, das Gehörte nicht zu vergessen und allen denen nicht auf den Leim zu gehen, die die Geschichte umdeuten wollen.

Einige Schülerinnen und Schüler umringten die beiden und zeigten sich interessiert an der tätowierten Häftlingsnummer, fragten aber auch an, wie Rosenbach diese Erlebnisse verarbeitet hat. Insgesamt darf die Veranstaltung dank des Engagements des Autoren Weglehner und des Zeitzeugen Rosenbach als äußerst gelungen bezeichnet werden.


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April 2009